30 Jahre Media Markt
(aus: eventpartner 4.2009)
Dass Media Markt in diesem Jahr dreißigjährigen Geburtstag feiert, ist ebenso unüberseh- wie unüberhörbar:
TV-Spots mit wummernden Basslautsprechern, extensive Radiowerbung sowie große Print-Kampagnen in der CI-konformen roten Signalfarbe sorgen in Kombination mit attraktiven Promotion-Aktionen bundesweit für Aufmerksamkeit.
Das mitunter schrille Auftreten mag bei Außenstehenden den Eindruck erwecken, dass sich bei „Europas Elektrofachmarkt Nr. 1“ nicht nur das Produktsortiment, sondern auch das Personalkarussell mit hoher Geschwindigkeit dreht. Letzteres ist jedoch keineswegs der Fall, und in den gehobenen Positionen ist eine langjährige Betriebszugehörigkeit gang und gäbe. Auch bei Partnerfirmen setzt man auf Kontinuität, und so betreut etwa die Promotion-Agentur PER MEDIA den Elektronikriesen bereits seit 15 Jahren. Hinsichtlich der Live-Kommunikation ist Media Markt schon seit zwölf Jahren der Agentur „movendi – artists / concepts / eventproductions“ verbunden.
Die Gründer von Media Markt erhielten einen künstlerisch aufbereiteten Stein, der aus der Bausubstanz des ersten Media Marktes in München herausgefräst worde war.
movendi
Die movendi GmbH hat ihren Sitz im beschaulichen Örtchen Honrath nahe Köln: In der Idylle des Bergischen Landes arbeiten sechs festangestellte Mitarbeiter im ausgebauten Dachgeschoss eines schmucken Fachwerkhauses, das vormals als örtliche Kneipe nebst angegliedertem Tanzsaal diente. Der Tanzsaal wird heute für (Künstler-)Proben genutzt, und gelegentlich finden hier zur Freude der Nachbarschaft auch kleinere Veranstaltungen statt. Geleitet wird die movendi GmbH von Geschäftsführer Peter Lomme und seinem Partner Thomas Bruchhäuser.
Peter Lomme studierte an der Freien Universität Berlin Germanistik, Geografie, Tourismusplanung und Management. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er einige Jahre im Tourismus, bevor er als Projektleiter für Incentive-Reisen ins Agenturfach wechselte. 1995 gründete er zusammen mit Thomas Bruchhäuser die movendi GmbH. Bruchhäuser absolvierte eine Ausbildung an der Schweizer Clownschule Dimitri und war von 1987 bis 1988 Hauptdarsteller einer internationalen Clownshow von André Heller. Gemeinsam mit seinem Bühnenpartner Georg Leiste entwickelte er das Comedy-Duo „Tébé & Leiste“. Jenseits von Regietätigkeiten(„Circus meets Classic“, „Höhner rockin’ Roncalli Show“ etc.) und der künstlerischen Beratung von TV-Shows (z. B. „Stars in der Manege“) zeichnet Bruchhäuser bei movendi für die kreative Gestaltung und Umsetzung von Events verantwortlich.
„Mittlerweile arbeitet movendi seit zwölf Jahren für Media Markt, und wir haben seither alle zentralen Veranstaltungen betreut“, berichtet Peter Lomme über den größten Kunden seiner Agentur. „Rund um das dreißigjährige Jubiläum gibt es eine Fülle von Maßnahmen, so dass es uns im Gegensatz zum allgemeinen Trend aktuell richtig gut geht wir haben unglaublich viel zu tun.“
Vorbereitungen
„Wir waren aufgefordert, für die Mitarbeiterveranstaltung zum dreißigjährigen Jubiläum einen geeigneten Tag und Ort auszusuchen“, berichtet Peter Lomme. „Der Tag stand relativ schnell fest, weil die Media Märkte an sechs Tagen in der Woche geöffnet sind und für die Veranstaltung zwei aufeinander folgende freie Tage erforderlich waren – jenseits von Weihnachten und Ostern blieb nur Pfingstsonntag übrig.“
Die Entscheidung für Hannover fiel nicht zuletzt aufgrund der zentralen Lage der Stadt und ihrer guten Erreichbarkeit; außerdem wollte man sich nicht erneut nach Köln begeben, wo bereits das 25-jährige Jubiläum ausgerichtet worden war. Die Messe Frankfurt sowie die Commerzbank Arena waren am Wunschtermin bereits vergeben, und München, das als Gründungsort eigentlich für einen derartigen Event prädestiniert sein sollte, liegt zu weit im Süden Deutschlands, um von allen Media Markt-Standorten gut erreichbar zu sein. Für Planung und Vorbereitung des Groß-Events stand movendi ein Zeitraum von rund zehn Monaten zur Verfügung. Peter Lomme berichtet über außergewöhnlich komplexe Forderungen, die von den Verantwortlichen für die Veranstaltung auf dem Messegelände gestellt wurden und die nach seiner Ansicht keine gute Werbung für künftige Groß-Events in der niedersächsischen Landeshauptstadt sind. Bei der Mitarbeiterfeier handelte es sich um eine eintägige Veranstaltung, die gleichzeitig auch als Höhepunkt und Abschluss der deutschlandweiten Werbekampagne „30 Jahre Media Markt“ vorgesehen war und die sonst üblichen Sommerfeste der einzelnen Media Märkte ersetzte. Gestärkt werden sollte zudem das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des dezentral organisierten/agierenden Unternehmens. Die Teilnehmer reisten am Vormittag des 31. Mai 2009 an und mit wenigen Ausnahmen spätabends/nachts wieder zurück. Die einzelnen Media Märkte organisierten den Transport ihrer Teams in eigener Regie; um das Teilnehmermanagement kümmerte sich die Kölner PER MEDIA Communication GmbH.
Alle Mitarbeiter erhielten im Vorfeld der Veranstaltung eine aufklappbare Einladungskarte im A5-Format, auf der ein glitzernder rot-silberner Plateauschuh mit
dem Veranstaltungsmotto „Born to be alive“ zu sehen war. Das orthopädisch bedenkliche Bekleidungsstück der Siebzigerjahre zog sich als Key-Visual durch die gesamte Veranstaltung und kam u. a. in Form zweier 4,5 m hoher Modelle links und rechts der Bühne in Halle 2 sowie als Maxi-Skulptur im Eingangsbereich zum Einsatz. Beim Aufklappen der Einladungskarte ertönte der auf einem Chip gespeicherte Discoklassiker „Born to be alive“ von Patrick Hernandez, und das zugehörige Anschreiben bat um Online-Anmeldung für den Event unter der eigens eingerichtetenAdresse „www.borntobe alive.de“. Jeder Mitarbeiter konnte sich hier nach der Eingabe seines Namens und seiner Personalnummer einloggen („Ohne Sie fangen wir gar nicht erst an.“); die Website diente außerdem dazu, die Teilnehmer auf dem Laufenden zu halten und sie auf den bevorstehenden Event einzustimmen.
„Es war nahe liegend, sich für die Veranstaltung des Gründungsjahres von Media Markt zu bedienen“, sagt Peter Lomme und weist darauf hin, dass „Born to be alive“ der Megahit des Jahres 1979 war. Lomme: „Im Gegensatz zur 25-Jahr-Feier sollte die Veranstaltung zum Dreißigjährigen ein reines Mitarbeiterfest werden und ohne Einbindung der Industriepartner stattfinden. Es sollte ein Fest sein, das die sonst üblichen Sommerfeste der lokalen Märkte an einem Ort zusammenfasst – diese Prämisse gab auch den Veranstaltungscharakter vor. Der Event sollte nicht zuletzt auch ein Dankeschön für den Erfolg der 30-Jahre- Kampagne sein, in deren Rahmen jeder Mitarbeiter deutlich mehr als üblich arbeiten musste.“
Ablauf
Die Ablaufregie sah das Eintreffen der Gäste auf dem Messegelände um 13 Uhr vor. Dass einige Teilnehmer bereits gegen Mittag ankamen, bereitete keine Probleme, dafür die Veranstaltung die Messehallen 2 und 4 sowie das dazwischen liegende Parkgelände zur Verfügung standen.
Das Parkgelände war als erster Anlaufpunkt mit 500 roten Picknickdecken übersät, die von Tischen, Bierbänken und Grillstationen (alles mit Branding bzw. „stringent durchdekliniert“) flankiert wurden – ganz so, wie man es bei einem Sommerfest erwarten würde. Wer trotz des schönen Wetters nicht im Freien verweilen wollte, konnte sich in Messehalle 4 begeben, in der eine Coverband schon zu früher Stunde Rockmusik der Siebzigerjahre zum Besten gab und der weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannte Moderator Linus zur Unterhaltung der Anwesenden seine populäre Talentshow präsentierte. Hätte es am Veranstaltungstag geregnet, wäre das Picknick in eine freie Messehalle verlegt worden; die Entscheidung, auf gutes Wetter zu vertrauen und das Außenareal zu bespielen, fiel drei Tage vor dem Event. „Die Gäste trafen mit unglaublich guter Stimmung am Veranstaltungsort ein“, erinnert sich Peter Lomme. Als Dresscode waren „die wilden 70er“ vorgegeben, was von Teilnehmern aller Altersgruppen begeistert in Form größtenteils wirklich gelungener Kostümierungen aufgegriffen wurde. Peter Lomme berichtet, dass er wenige Tage vor dem Event in einem großen Kölner Karnevalsgeschäft noch Accessoires besorgen wollte – der Händler konnte ihm jedoch nur achselzuckend berichten, dass aus unerfindlichen Gründen sämtliche 70ies-Artikel in den vergangenen Tagen aufgekauft worden seien ...
Über den Ablauf der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer einfach informieren, indem sie auf ihre namentlich gekennzeichneten Tickets mit Zeitplan schauten. Entsprechend fanden sich pünktlich um 15 Uhr alle Gäste in Halle 2 ein, wo sie vom Media Markt-Management begrüßt wurden – die gesamte Führungsriege war stilecht im Discolook mit Schlaghose und breitem Revers angetreten. Die vier nicht mehr direkt in das operative Geschäft eingebundenen Gründer (Helga und Erich Kellerhals, Walter Gunz, Leopold Stiefel) der Elektrofachmarktkette standen ebenfalls vereint auf der Bühne. Als Erinnerung an den besonderen Tag bekamen die Gründer einen künstlerisch aufbereiteten Stein überreicht, der zuvor aus der Bausubstanz des ersten Media Marktes in München herausgefräst worden war.
Im Anschluss stand Entertainment auf dem Programm, und die Moderatorenrolle, die eigentlich Ilja Richter („Licht aus – Spot an!“) gebührt hätte, übernahm Ingolf Lück, dessen frühere TV-Sendung „Formel Eins“ durchaus noch der späten Disco-Ära zugerechnet werden kann. Eine an „Saturday Night Fever“ angelehnte Tanzshow sorgte ebenso für Kurzweil wie pointierte Beiträge von Comedian Michael Mittermaier. Auf drei Bühnen (Rockpalast/Festival of Fools/Talentprobe mit Karaoke) sowie an der Bar wurde in der thematisch passend dekorierten Halle 4 für beste Unterhaltung gesorgt, und ein mobiles Soundsystem, Straßentheater, Performances und Walk-acts sorgten auf dem Parkgelände für Stimmung: „Es war ein bisschen wie Woodstock bei gutem Wetter, und das war auch so geplant!“, fasst Peter Lomme das bunte Treiben prägnant zusammen.
„Die Unternehmensphilosophie von Media Markt besagt, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, und auf der Veranstaltung wurde jeder Mitarbeiter zum Hauptakteur.“ Sämtliche Angebote wurden vom Publikum bestens angenommen, so dass sich entgegen im Vorfeld geäußerter Befürchtungen keine „Hotspots“ bildeten – je nach persönlichem Gusto wurden von den Gästen individuelle Schwerpunkte im breit gefächerten Angebot gesetzt. Ab 19:30 Uhr begann die gemeinsame Abschlussveranstaltung in Messehalle 2: Auf der großen Bühne gaben sich hier Mario Barth, Boney M. und Robin Gibb nebst Band die Ehre – die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt und würde im für die Werbung der Elektrokette typischen Jargon wohl mit „Boah! Geil! Die Hütte brennt!“ umschrieben werden. Abgerundet wurde die Veranstaltung nach Einbruch der Dunkelheit gegen 22:30 Uhr durch ein beeindruckendes Feuerwerk, und Gäste, die noch nicht abreisen wollten oder konnten, vergnügten sich im Anschluss bis nach Mitternacht zu von DJs aufgelegter Musik – Seventies-Party von 12 bis 12 sozusagen.
Technik
Für die technische Gesamtausführung der Veranstaltung war Neumann&Müller verantwortlich; die zugehörige Ausschreibung stammte von Severin Cremer (Confortec). Für Neumann&Müller übernahmen Michael Würschinger und Andreas Hoenig als Projektleiter Verantwortung; bei ihrer Arbeit wurden die in der bayerischen Hauptstadt beheimateten Veranstaltungstechnikspezialisten durch die Münchner N&M-Stammcrew sowie Techniker aus Hannover und Hamburg unterstützt. In beiden Städten unterhält N&M Niederlassungen; in Summe waren für den Media Markt-Event bis zu 80 Personen im Auftrag von Neumann&Müller tätig. Mit den umfangreichen Aufbauarbeiten wurde fünf Tage vor der Veranstaltung begonnen. Vom Ordnungsamt der Stadt Hannover wurden detaillierte Nachweise über die für den Event erforderlichen Aufbauten bzw. deren Statik gefordert, wobei die Beibringung vergleichsweise viel Zeit in Anspruch nahm; bei Produktionen dieser Größe gilt jedoch selbstverständlich „Safety first!“, und niemand möchte die Bürde der Verantwortung tragen müssen, wenn sich aus welchem Grund auch immer ein Unfall ereignen sollte. In diesem Zusammenhang ist sicher auch die zunächst ungewöhnlich erscheinende Forderung zu verstehen, dass Aufbauten in (!) der Halle mit Ballast gegen auftretende Windlasten gesichert werden sollten – bei plötzlich auftretenden Böen durch das Öffnen von Türen können in großen Hallen durchaus Windgeschwindigkeiten von bis zu 5,5 gemäß Beaufortskala erreicht werden.
Halle 2, die intern auch als „Showhalle“ bezeichnet wurde, beinhaltete eine sehr große Bühne, deren Hintergrund von LEDElementen gebildet wurde. Eine hochauflösende LED-Wand (Barco „ILite 6“) wurde hier rechts und links von in unterschiedlicher Höhe montierten LED-Streifen (Barco „MiTRIX“) flankiert. In puncto Rigging darf man sicher von einem Meisterstück sprechen, denn die LED-Module brachten gemeinsam ein immenses Gewicht auf die Waage, das unter genauester Beachtung der statischen Gegebenheiten von der Hallendecke abgehängt werden musste. Auf den Screens wurden sowohl große Live-Bilder der Veranstaltung gezeigt als auch vorbereiteter Content, der auf mehreren Medienservern abgelegt war. Für die Beschallung wurden Lautsprechersysteme aus der J- und Q-Serie des deutschen Herstellers d&b audiotechnik verwendet; zum Zug kam eine reine Frontbeschallung ohne ergänzende Delay-Lines. Das Lichtdesign war von der QConcept OHG in WYSIWIG vorbereitet worden, so dass Neumann&Müller ein komplett ausgearbeiteter Lichtplan zur Verfügung stand.
In Halle 4 wurden vier unterschiedlich gestaltete Bereiche bespielt. Um eine Kakophonie in der riesigen Location (Peter Lomme: „Wenn man in der leeren Halle steht, verliert man wirklich jeden Mut ...“) zu vermeiden, wurde der Programmablauf entzerrt, so dass Bühnenaktivitäten nicht zeitgleich in benachbarten Segmenten stattfanden. Lediglich für eine Viertelstunde wurden zwei Bühnen parallel genutzt, die gegenseitige Beeinträchtigung hielt sich dabei in Grenzen. Unglaubliches hatte in Halle 4 am Rande bemerkt das Deko-Team von mooi Design geleistet – eine derart kreative und zudem thematisch perfekt passende Detailverliebtheit, wie sie in Hannover zu erleben war, ist bei Großveranstaltungen eher die Ausnahme als die Regel.
„Das kauf ich Euch ab“
Am ersten Arbeitstag nach der Veranstaltung erhielten alle Mitarbeiter eine achtseitige Sonderausgabe der „Bild“-Zeitung, in der in typischer „Bild-Manier“ über den gelungenen Event berichtet wurde – im Rahmen einer Kooperation mit Media Markt war bei der Veranstaltung in Hannover ein komplettes „Bild“-Redaktionsteam zugegen. Darüber hinaus wurde an alle Mitarbeiter eine DVD mit „3030 Impressionen“ verschickt.
Eine Evaluierung in Form einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit (mit Mitarbeiterbefragungen etc.) ist mittlerweile in Vorbereitung. Peter Lomme ist sicher, dass die Veranstaltung bei einer Bewertung gemäß Schulnotensystem „mit einer glatten Eins“ bedacht worden wäre und sich das gewünschte Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Mitarbeitern eingestellt hat. Wer bei YouTube den Begriff „30 Jahre Media Markt“ eingibt, sich einige der knapp einhundert auf dem Event von „Medianern“ aufgezeichneten (Handy-)Filme anschaut und die begeisterten Begleitkommentare liest, mag dem movendi- Geschäftsführer nicht widersprechen ...
Text: Jörg Küster
Fotos: movendi GmbH, Neumann&Müller