Himmel über Prohlis

Open-Air auf Hochhaus-Dächern: „Himmel über Prohlis”, Dresden

Kunde: Dresdner Sinfoniker
Auftraggeber: Dresdner Sinfoniker
Wann:
  • Planung ab 05. Mai 2019
  • Veranstaltung: 12. September 2020
Wo: verschiedene Dächer und ein Parkdeck im Dresdner Stadtteil „Prohlis”
   
Unsere Leistung:Audio inkl. Drahtlosübertragung
Projektleiter:Omar Samhoun
Standort:Dresden
Besonderheiten:
  • gemeinsame Konzeption einer Klickspur als Metronom für den verzögerten Instrumenten-Einsatz auf großer Distanz; die entsprechenden Mischungen für die Kopfhörer wurden individuell für jeden Musiker erstellt
  • Die Veranstaltung war logistisch keine einfache Aufgabe, da die Veranstaltungsfläche sehr groß und die Zeit knapp bemessen war. (Materialanlieferung um 7:30 Uhr, Aufbau um 8 Uhr, Beginn des Soundchecks 12 Uhr, Beginn des Konzertes um 17 Uhr)

Auch für Musiker und Orchester bedeutet die Corona-Pandemie, auf absehbare Zeit „Abschied zu nehmen von vertrauten Aufführungsformaten, Besetzungsgrößen und Zuschauerkonstellationen. In der erzwungenen Neuausrichtung liegt aber auch die Chance, ganz neue Formate zu denken und zu erproben.“ Das war die Prämisse der Dresdner Sinfoniker – und daraus entstanden ist das Programm „Himmel über Prohlis“, das in vielfacher Hinsicht Neuland für Musiker, das Publikum und uns als Technik-Dienstleister beschritt. Denn: Der Komponist Markus Lehmann-Horn hat ein Werk für 16 Alphörner, neun Trompeten, vier Tuben und Dagu-Trommeln geschrieben, das nicht im Konzertsaal aufgeführt würde, sondern von den Dächern der Hochhaussiedlung im Dresdner Stadtteil Prohlis erklingen sollte. Die Zuhörer konnten die Musik von ihren Balkonen, an geöffneten Fenstern und auf einem Parkdeck genießen; sie saßen quasi in der „Königsloge“, wie es Intendant Markus Rindt formulierte. Unter Einhaltung aller Abstands- und Hygienevorgaben (für Publikum und zugleich das Orchester) erklangen neben Lehmann-Horns Uraufführung zudem Werke von John Williams, Giovanni Gabrieli und Minxiong Li – ein sinnliches Konzerterlebnis, das die Dresdner in ihrem Zuhause genießen konnten.

Die Herausforderung für Orchester und technische Planer: Die Instrumente sollten von den Dächern fünf verschiedener Hochhäuser in rund 17 Meter Höhe und von einem Parkdeck aus erklingen – und diese lagen zwischen 50 und 450 Meter entfernt auseinander! Damit die Klänge bei den Zuhörern in bester Harmonie gleichzeitig ankommen, mussten die Musiker also zeitlich versetzt anfangen zu spielen. Die Lösung war eine so genannte „Klickspur“, eine gemeinsam entwickelte Idee von Volker Greve, den Dresdner Sinfonikern und uns. Auf diese Weise konnten die Orchester-Musiker ihren jeweiligen Einsatz beginnen, weil sie ihr individuelles Metronom mit den unterschiedlichen Verzögerungen drahtlos über Kopfhörer empfingen. So bekamen die Musiker in weitester Entfernung keine Verzögerung, weil der Schall ihrer Instrumente am Spätesten beim Zuhörer ankommt, während nahe stehende Instrumente – wie die Dagu-Trommeln auf dem Parkdeck – später einsetzten.

Im Vorfeld des Open-Airs, am Vortag des Konzerts, wurden die Kopfhörer-Mischungen gemeinsam mit den Musikern eingestellt und entsprechend abgespeichert. Für den perfekten Hörgenuss haben wir zudem die entsprechende Beschallung geplant und umgesetzt.

Das ungewöhnliche Konzert war ein voller Erfolg und erzeugte nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch in den Medien eine hohe Resonanz. „Himmel über Prohlis“ will Vorreiter sein und ein Beispiel dafür, wie ungewohnte Klangwelten ein breites Publikum unter Bedingungen der Pandemie erreichen können – und so einen begeisternden Beitrag zum Neustart für eine Zukunft der Musik leisten.

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