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Beschallungskonzept und Audionetzwerk bei der Ideen Expo

Hannover

Nicht nur die technischen Exponate mit Erlebnis-Charakter waren auf der IdeenExpo sehenswert. Das galt auch für das Dante-Audionetzwerk, das mit Karten in Yamaha-Komponenten die Bühnen und Hallenbereiche miteinander verband und hauptsächlich für Durchsagen und Übertragungen zwischen den Ausstellungsbereichen genutzt wurde.

Quelle: Production Partner Nr. 10/2011

 

Das längste Containerschiff aus Legosteinen auf der Welt - es entstand auf der IdeenExpo auf dem Messegelände in Hannover. Auch das Modell einer Bohrinsel, Flugsimulatoren für eine Reise ins All, Hubschrauber, übergroße Modelle von Herzen und Nieren, Geländewagen zum Testen - all dies waren „Exponate“ der Aussteller auf der IdeenExpo, um jugendlichen Nachwuchs für technische Berufe zu interessieren. Zu den Besonderheiten gehörte auch, dass alle Veranstaltungsbereiche innen und außen mit einem Audionetzwerk verbunden waren, das nicht nur für den Signalaustausch zwischen den diversen Bühnen sorgte. Die Hauptaufgabe lag in der Übertragung von Durchsagen, die über die temporär installierten Lautsprecher (Line Arrays aus dem Hause d&b) zonenabhängig wiedergegeben wurden. Diese Anlagen waren auch für Notfalldurchsagen zuständig, und die Anforderungen - u. a. an Pegel und Sprachverständlichkeit - dementsprechend hoch. Auch wenn mit der temporären Anlage nicht alle Forderungen der einschlägigen DIN-Normen erfüllt werden mussten, so ging es schon darum, dem möglichst nah zu kommen. Die Technik - nicht nur Audio, sondern auch Video, Licht und Strom für die Aussteller - kam von Neumann & Müller. Projektleiter vor Ort war Roger Clarke. Im Auftrag von Neumann & Müller war Martin Wunderlich Technischer Leiter im Bereich Audio. Die Show-Bühne im Außenbereich betreute am FOH Olli Voges. Neben diesen Gesprächspartnern bei unserem Besuch der IdeenExpo trafen wir auch Arthur Kall von Yamaha, der bei der Planung und Einrichtung des Dante-Netzwerkes mit Dante MY16-AUD-Karten von Audinate in diversen Yamaha-Geräten unterstützte.  

IdeenExpo

Unter dem Motto „Deine Ideen verändern“ stand das Ziel, das naturwissenschaftlich technische Interesse von Kindern und Jugendlichen zu wecken und zu vertiefen - auch um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegen zu wirken. In den Themenbereichen des Pavillons der Ideen Leben & Umwelt, Produktion, Energie, Kommunikation, Sport & Technik und Mobilität durfte ausprobiert, spielerisch Technik und Natur erfahren werden. Unabhängig vom Alter - egal ob Grundschulkind, Jugendlicher vor der Berufswahl oder Student. Und auch die erwachsenen Besucher konnten sich nicht der spielerischen Faszination entziehen, mit denen die 200 Aussteller, zu denen sehr viele namhafte Hersteller, öffentliche und gemeinnützige Institution von Polizei, Rettungsdiensten, TWH, Hochschulen, Industrie- und Handelskammer bis zum Bundesministerium für gesundheitliche Aufklarung mit Informationen zur Organspende gehörten, ihren Arbeitsbereich vorstellten. Im Pavillon der Ideen schufen drei Bühnen die Plattform für Präsentationen und Diskussionen. Das Convention Center stellte die Räumlichkeiten für Workshops, insgesamt fanden 600 Workshops zu 125 verschiedenen Themen statt. Im Außenbereich sorgte die Bühne nicht nur mit spektakulären Experimenten und Wissenschaftsshows - u. a. mit Ranga Yogeshwar - für unterhaltsame Information: An den Wochenenden traten auch Jan Delay, Culcha Candela, Juli, Bourani und Neoh auf. 310.000 Gäste besuchten die dritte IdeenExpo und damit verzeichnete sie mehr Besucher als in den Jahren vorher.  

Technische Eckdaten

21 Sattelzüge waren notwendig, um u. a. die 3,5 km Traversen, 900 Leuchten, 160 Motoren, 580 m² LED-Wände, 208 Plasma-Displays und 24 IP-überwachten Kameras nach Hannover zu transportieren, die zur technischen Ausstattung der IdeenExpo durch Neumann & Müller gebraucht wurden. Die gesamte Technik mit FOH-Plätzen für Ton, Licht und Video an den Bühnen sowie einem zentralen Regieraum wurde auch von Neumann & Müller während der Ausstellung betreut. Zusätzlich sorgten die insgesamt 85 Techniker mit rund 20.000 Mannstunden auch für die Stromversorgung der einzelnen Stände. „Eine Herausforderung war die Installation der kreisförmigen, 3,2 t schweren LED. Wand über der zentralen Bühne im Pavillon der Ideen“, berichtete Roger Clarke. „Die möglichen Lasten an den Hängepunkten im Dach sind begrenzt, sodass wir ein recht aufwändiges Pre Rigg bauen mussten, um die Lasten der Wand und des Innenkreises mit Lautsprechern, Licht und Projektoren entsprechend zu verteilen. Die Berechnung und Genehmigung der Statik war recht aufwändig, und wir mussten die Motoren des Innenkreises nach dem Hochfahren demontieren, weil es sonst zu schwer geworden wäre. Das Hochfahren der LED Wand war auch ein spannendes Unterfangen, weil wir zwischendurch immer wieder anhalten und das Ausschwingen der Wand abwarten mussten, damit die Lasten im Dach nicht zu hoch wurden. Die innere Leinwand im Kreis ist eigentlich für eine 360° Projektion prädestiniert. Das war auch ursprünglich so vorgesehen, aber unter den statischen Voraussetzungen war es nicht mit einem vertretbaren Aufwand möglich, mehr als das Gewicht von vier Projektoren unterzubringen.“  

Notfall-Anforderungen der Beschallung

„Die Anforderungen hinsichtlich der Ausführung als Notfallwarnsystem kamen vom Veranstalter“, berichtete Martin Wunderlich. „Das Thema wird in Hannover sehr ernst genommen, und die erste IdeenExpo fand im Deutschen Pavillon statt, in dem es keine Evakuierungsanlage gab. Das Grundkonzept ist beibehalten worden und Teil der Ausschreibung, wobei wir in den vorherigen Jahren ein CobraNet-Netzwerk als Basis hatten. Die jetzt genutzten Messehallen besitzen zwar Notrufsysteme, allerdings ist der Außenbereich mit der Showbühne nicht mit eingebunden und die Möglichkeiten, sowohl übergreifend in alle Bereiche als auch bereichsspezifisch Durchsagen abzusetzen, sind begrenzt. Zu den Anforderungen gehörte, dass der Nutzschallpegel mindestens 10 dB(A) über dem Störpegel liegt, der bei dieser Art von Veranstaltung bei 85 dB(A) anzusetzen ist. Außerdem sollte ein STI von 0,5 auf 95 % aller Hörerflächen erreicht werden. Dazu gehörte auch der Außenbereich.“ Redundanz auch in der Stromversorgung und Linienüberwachungen bis zum Verstärker waren ebenfalls gefordert. „Es ist natürlich nicht möglich, ein temporäres System der DIN entsprechend auszulegen, besonders die Anforderungen an die Brandsicherheit lassen sich nicht umsetzen“, so Martin Wunderlich.,, Es ging aber schon darum, die Anlage so aufzubauen, dass sie so weit wie möglich den Normen entsprach.“ Die Wiedergabe von Durchsagen zur Information der Besucher war eine weitere Aufgabe der Beschallungsanlage. Dazu gehörten sowohl wiederkehrende Ansagen wie Ankündigungen der Schlusszeiten als auch individuelle wie Suchdurchsagen - die Klasse X sucht ihren Lehrer Y und Ähnliches - oder Hinweise auf Veranstaltungen auf den verschiedenen Bühnen. Darüber hinaus waren die Netzwerke dafür zuständig, die Video- und Audiosignale zwischen den Bühnen auszutauschen. Die Wissenschaftsshows wurden beispielsweise von der Außenbühne auf die Bühnen in den Hallen übertragen. Durch die Nutzung desselben Audionetzwerkes für Notfall und Programmdurchsagen musste sichergestellt werden, dass die Notfalldurchsagen Priorität hatten. Dies schloss auch die Außenbühne mit ein. „Das Yamaha PM5D der Hauptbühne ist über die DME64N hier am FOH in die Evakuierungsanlage mit eingebunden“, erläuterte Olli Voges „So bald eine Notfalldurchsage über das Audionetzwerk an der DME64N anliegt, hat sie automatisch Priorität vor den Pultsignalen. Um dies auch bei Tour-Mischpulten der Bands bzw. dem Soundcraft Vi6 und dem Digidesign / Avid Profile als alternative Arbeitsplatze für Tour-Mischer gewährleisten zu können, müssen alle Pulte ihr Summensignal in das PM5D einspeisen.“  

Netzwerk mit Redundanz

„Am Rande des ESC haben Martin Wunderlich und ich darüber gesprochen, welches Audionetzwerk am besten für die IdeenExpo geeignet ist“, berichtete Arthur Koll. „Nach unseren guten Erfahrungen mit Dante haben wir dieses Netzwerk empfohlen.“ Martin Wunderlich, der auch für Neumann & Müller für die Vorplanung verantwortlich war, äußerte sich sehr zufrieden zur Entscheidung für Dante: „Das Dante- Netzwerk ließ sich ohne Widerstand einrichten und funktionierte tadellos. Auch die Programmierung verlief problemlos. Dazu gehörte auch die Programmierung einer übersichtlichen DME-Bedienoberfläche für den Sicherheitsdienst, der an seinem Arbeitsplatz ein Mikro für Durchsagen und ein Touchpanel zur Auswahl der Bereiche sowohl für normale Durchsagen als auch Notfalldurchsagen hat. Sobald von hier eine Notfalldurchsage abgesetzt wird, sorgen entsprechende Ducker im Signalweg dafür, dass alle Programmsignale unterbrochen werden. Wiederkehrende Durchsagen haben wir hier vor Ort aufgenommen, ebenso automatische Notfalldurchsagen. Auch sie können über das Touchpanel gestartet werden. Insgesamt gibt es 13 unterschiedliche Bereiche, in die individuell oder gemeinsam eine Durchsage abgesetzt werden kann.“ Der zentrale Knoten des Audionetzwerks war in der Regie platziert. Eine Yamaha DME64N mit drei MYi6-AUD-Karten beinhaltete eine zentrale 32 x 32 Matrix zur Verwaltung der Ein- und Ausgangskanäle. Über einen Switch in der Regie wurden die Signale sternförmig mit vier Ring-Netzen ausgetauscht, in die an acht Positionen Yamaha-Geräte mit MY16-AUD-Karten integriert waren. Abgesehen von einer DME64N am FOH-Platz und einer Karte direkt in einem LSg-Mischpult an der Center-Stage kamen DME24N zum Einsatz. „Der sternförmige Aufbau von der Regie aus war aufgrund der langen Kabelwege angezeigt“, erläuterte Martin Wunderlich. „Auch in dieser Konstellation haben wir fünf Kilometer Glasfaserkabel für das Audionetzwerk verlegt.“ Auf den 1-Gbps Glasfaserverbindungen waren für das Dante-Netzwerk ein entsprechender VLAN Bereich reserviert. „An sich wäre das VLAN für das Dante-Netzwerk nicht notwendig gewesen“, erklärte Arthur Koll. „In der Aufteilung sahen die Netzwerkadministratoren aber einen Vorteil der Übersicht halber, um Fehler leichter bei eventuellen Störungen ausfindig zu machen. Denn die Glasfaserverbindungen werden auch für den Transport anderer Daten genutzt, u. a. der Daten des d&b ROPE-Netzwerks zur Steuerung und Überwachung der D12-Verstärker sowie der IP-überwachten Kameras.“ „Wir hatten zur Konfiguration des Netzwerks und der DME während der Aufbauphase alle Gerate in der Regie stehen“, berichtete Martin Wunderlich. „An sich ist das Dante-Netzwerk selber statisch aufgebaut, die Signalverteilung erfolgt in den DMEs, damit dort auch die entsprechende Signalanpassung bezüglich Pegel, Ducker usw. vorgenommen werden kann. Nach der Programmierung wurden die Gerate verteilt, verbunden und alles war einsatzbereit. Zur Redundanz gibt es aber zu allen D12-Verstärkern auch analoge Signalwege. Wenn das Netzwerk oder die DME5 ausgefallen waren, so hatten die D12 alternativ zum jetzt genutzten digitalen Eingang ein Signal am anlogen Eingang gehabt, das über die Lautsprecher wiedergegeben worden wäre. Damit die Beschallungssysteme auch in diesem Fall funktionsfähig blieben, wurde die gesamte Lautsprecheranpassung in den DSPs der d&b D12 gemacht.“  

Beschallung innen und außen

Die Beschallungsanlagen mit 210 Lautsprechern für ca. 75.000 m² in den Hallen und weiteren Systemen in den Außenbereichen wurden insgesamt von 130 vernetzten D12- Verstärkern gespeist. Als Lautsprechersysteme kamen vorwiegend Line-Arrays von d&b zum Einsatz. Den Pavillon der Ideen beschalten sechs Line-Arrays mit acht T10 Modulen, sechs Line-Arrays mit sechs T10 Modulen, elf Line-Arrays mit acht Q-Modulen und elf einzelne Q7/Ql0-Module. Im Außenbereich wurden, abgesehen von der Bühnen-PA, drei Line-Arrays mit acht T10 Modulen und fünf Line-Arrays mit sechs T10-Modulen eingesetzt. Im Convention Center besaßen zwei Säle Beschallungsanlagen mit Q- und T10-Modulen sowie Kling & Freitag Passio-Lautsprechern. In allen weiteren Bereichen und Räumen des Convention Centers war die hauseigene ELA-Anlage dafür vorgesehen, Notfalldurchsagen wiederzugeben und bekam dementsprechend das Signal über das Dante-Netzwerk. Die Bühnen-PA bestand aus zwei Line Arrays mit jeweils zwölf d&b J-Modulen, unterstützt von acht J-Subs und zwölf B2-Subs.,, Zu den sicherheitstechnischen Anforderungen gehörte auch, dass die Line Arrays bei zu hohen Windstärken schnell heruntergelassen werden konnten“, berichtete Olli Voges. „Ihre Motorsteuerung ist daher so programmiert, dass ein Knopfdruck zum Ablassen reicht. An einem der ersten Veranstaltungstage mussten wir diese Möglichkeit auch nutzen und es funktionierte reibungslos.“ Die Signale vom FOH-PM5D wurden über Meyer Sound Galileo 616 digital per AES3 in die D12-Verstärker der PA eingespeist. d&b Lautsprecher kamen auch auf der Bühne als Monitore und Sidefills zum Einsatz, u. a. acht M2- und sechs M4-Monitore sowie sechs Q1 und vier Q-Subs als Sidefills. Am Monitorplatz tat ein zweites PM5D seinen Dienst.  

Fazit

Nicht nur die Veranstalter waren sehr zufrieden mit dem Verlauf und Anklang, den die IdeenExpo 2011 bei Besuchern und Ausstellern gefunden hat. Beim Besuch am drittletzten Messetag äußerten sich auch die Techniker dementsprechend, besonders auch zur Wahl des Dante-Audionetzwerks zum Austausch von Signalen zwischen den diversen Bühnen, Absetzen von veranstaltungsspezifischen Ankündigungen und Notfalldurchsagen.

Text und Fotos: Christiane Bangert